Zweitbesichtigung – mit Schimmel

Bei der Zweitbesichtigung stellte sich dann heraus, dass die hübsche Wohnung über vom Eigentümer selbst verlegtes Laminat verfügte, das an den Wandbereichen äußerst großzügig geschnitten worden war - die Abstände zur Wand waren schief, krumm und riesig. Alle Böden, auch die Teppiche, hätten erneuert werden müssen. Das allein ist natürlich noch nicht schlimm. Renovieren hätte man ohnehin müssen, alle Wände streichen etc. Kein Problem, dazu ist ja eine Zweitbesichtigung da: man merkt, an welchen Stellen man noch Geld in die Wohnung stecken muss.

Manchmal fehlt es ja beispielsweise auch an der Küche, oder die Küche ist zu alt. In diesem Fall wäre sie okay gewesen, aber im Raum selbst dann die ersten Zweifel: was IST das da oben an der Wand? Kleine dunkle Flecken, an einer anderen Stelle deutliche Hinweise auf einen kleinen Streifen nachträglicher Malerarbeit. Schimmel? Wir gehen weiter - und entdecken Schimmel an nahezu jedem Fensterrahmen bzw. an der Wand direkt neben den Fensterrahmen. Der Makler wiegelt gleich ab: das komme vom unzureichenden Lüften. Sind halt Kunsstofffenster. Wenn man richtig lüftet (blablablaa...). Das Haus selbst sei sehr gut isoliert, mit dieser und jener Methode und (schwafelschwafel).

Wir schauen uns weiter um. Die Dusche ist nahezu
als vergammelt zu bezeichnen, das restliche Badezimmer eigentlich völlig okay. Aber die Dusche kommt somit gedanklich auch auf die Liste der Dinge, die man erneuern müsste. Zweifel am Preis (215.000 Euro) sind langsam berechtigt, denken wir. Schließlich in einem der Kinderzimmer: ein Fleck an der Decke, den wir schon bei der ersten Besichtigung gesehen hatten, entpuppt sich ebenfalls als Schimmelbefall. An der Decke? Der abgehängten Decke? In einer Ecke, die zur Außenwand weist? Wie mag es unter der abgehängten Decke aussehen?

Der viele Schimmel an den Fenstern und nun auch noch an der Decke - wir haben eigentlich genug gesehen. Der Makler preist weiterhin die Isolierung, kann aber auf viele Fragen nur ausweichend antworten. Energieausweis? Nee, gibts nicht, weil (seltsame, hingebrabbelte Ausrede). Aber es ist ja so toll isoliert. Bei der folgenden Außenbesichtigung frage ich nach, ob dem Eigentümer der Erdgeschoßwohnung (zum Kauf stünde die im 1. Stock) denn klar wäre, dass er beim Anbau eines Balkons ordentlich an Licht in seiner Wohnung verlöre. Der Makler (brabbelbrabbel Ausrede) meint nur erneut, das sei alles schon genehmigt. Ich habe ernste Zweifel - sowohl an der Redlichkeit des Maklers (den der Eigentümer der unteren Wohnung, als er zufällig aus dem Fenster guckt, nicht kennt; er weiß nicht einmal, dass oben verkauft wird) als auch an der Wohnung.

Wir vertagen die Sache. Und rechnen ein wenig nach. 215.000 sollte die Wohnung kosten. Normalerweise bei 5 Zimmern und 126qm ein Schnäppchenpreis, wenn man die sehr verkehrsgünstige und doch ruhige Lage einbezieht. Aber wir hätten folgendes noch reinstecken müssen:

• neue Böden in allen Zimmern außer Bad/Toilette, auch im Flur (PVC)
• streichen (bei 126qm auch nicht so billig)
• neue Dusche
• evtl. Balkonanbau
• Schimmelbefall an fast allen Fenstern, einer Decke und einer Wand beseitigen.

Und an der Stelle war's das für uns dann auch. Denn selbst wenn der Schimmel nur an den Fenstern aufgetreten wäre und wir es geschafft hätten, den rückstandslos zu beseitigen - wenn es ein Lüftungsproblem aufgrund der Kunststofffenster wäre, dann würde das bedeuten, das wir tagaus-, tagein nach einem speziellen Plan hätten lüften müssen. Denn nach allen Recherchen ist nur das eine Garantie dafür, dass einmal aufgetretener Schimmel an diesen Stellen nicht wieder auftritt. Und ganz ehrlich, dazu habe ich keine Lust. Und eine Wohnung, bei der Schimmel bereits derart massiv aufgetreten ist, möchte ich auch nicht kaufen.